Letzte Woche hat mich jemand gefragt, was Scrum eigentlich ist und wofür man es braucht. Die meisten Menschen kennen Scrum aus der Softwareentwicklung, aber es kann auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden, vor allem, wenn es darum geht, ein Produkt oder eine Dienstleistung schnell und agil zu entwickeln oder aufzubauen, um die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen.
Woher kommt Scrum? Was verbirgt sich dahinter?
Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Rugby. Als "Scrum" bezeichnet man eine dichte Gruppe von Spielern, die sich um den Ball versammelt. Übertragen auf das agile Projektmanagement bedeutet Scrum, dass sich das Projektteam täglich trifft, um anstehende Aufgaben zu koordinieren, Fortschritte zu besprechen und kritische Probleme zu entschärfen.
Wie läuft Scrum ab?
🏉 Am Anfang steht eine Produktidee (product idea), die der Produktverantwortliche (product owner) vorantreiben möchte und die dem Kunden einen Nutzen bringen soll. Das Briefing besteht aus einer groben Vorstellung von dem zu entwickelnden Produkt oder der Lösung. Diese Produktidee wird in Storycards oder User Stories übertragen, die einzelne Elemente, Features oder Funktionen des Produkts aus Sicht des Kunden beschreiben.
🏉 Der Kern eines Scrum-Projekts ist der Sprint. Um die Produktidee zu realisieren, werden mehrere Sprint-Zyklen durchlaufen, die eine feste Dauer (Timebox) von 2-4 Wochen haben.
🏉 Aus den Anforderungen des Product Owners und den Story Cards wird ein sogenanntes Product Backlog erstellt. Im Product Backlog (Arbeitsvorrat) werden Prioritäten vergeben - wobei die Elemente und Funktionen, die am wichtigsten sind und eine hohe Kundenzufriedenheit gewährleisten, Vorrang haben. Andere Anforderungen, die weniger wichtig oder technisch nicht realisierbar sind, werden zurückgestellt oder mit anderen zusammengefasst.
🏉 Im Sprint Planning werden aus den Einträgen des Product Backlogs die priorisierten Aufgaben ausgewählt und für den nächsten anstehenden Sprint geplant sowie das Sprint-Ziel formuliert. Daraus erstellt das Scrum-Team ein Sprint Backlog. Dies ist eine Auswahl der Product Backlog-Einträge für den nächsten Sprint (genannt "Tickets"), ergänzt um den Umsetzungsplan. Es wird die sogenannte "Definition of Done" formuliert, d.h. wie man erkennt, ob eine Aufgabe abgeschlossen und das Lieferprodukt (Inkrement) des Sprints ordnungsgemäß abgeliefert wurde.
🏉 Während des Sprints werden nun alle Tickets, die im Sprint Backlog aufgeführt sind, bearbeitet. Das Sprint Backlog dient als Aktionsplan und Arbeitsliste für das Scrum-Team. Jedes Teammitglied übernimmt die Verantwortung für einzelne Tickets (Declaration of Commitment). In der täglichen 15-minütigen Besprechung, dem sogenannten Daily Scrum, berichtet jeder nacheinander: Was wurde seit dem letzten Daily Scrum erreicht, woran wird bis zum nächsten Daily Scrum gearbeitet und was behindert die Arbeit. Dabei behalten alle das Sprint-Ziel im Auge und prüfen, ob es noch erreicht werden kann. Der Scrum Master muss die Hürden ansprechen und hilft, sie zu beseitigen. Ein Sprint Burndown Chart zeigt, wie das Projekt voranschreitet. Im Sprint arbeiten die Teammitglieder an ihren Aufgaben, den Tickets, bis sie fertig sind und das "Done" erreicht ist.
🏉 Jeder Sprint wird mit einem Sprint Review Meeting abgeschlossen. Das Team stellt dem Product Owner die Ergebnisse und Leistungen vor. Dieser prüft, ob die Ergebnisse die in der Definition of Done festgelegten Kriterien erfüllen. Wenn dies der Fall ist, akzeptiert der Product Owner die Sprint-Ergebnisse. Der Eintrag im Sprint Backlog ist damit abgehakt. Gleichzeitig werden die Einträge im Product Backlog aktualisiert oder angepasst.
🏉 Im Anschluss daran wird in einer Retrospektive besprochen, wie die Arbeit im Sprint verlaufen ist - d. h. der Schwerpunkt liegt nicht auf dem Inhalt der Arbeit, sondern darauf, wie der gemeinschaftliche Arbeitsprozess funktioniert hat. Was ist gut gelaufen, was ist nicht so gut gelaufen und wie will das Team es im nächsten Sprint besser machen. Das Ziel ist es, die Zusammenarbeit weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Auf der Grundlage der Ergebnisse des Sprint Review, der Retrospektive und des überarbeiteten Product Backlogs kann der nächste Sprint beginnen. Der Prozess beginnt wieder mit dem Sprint Planning. Es folgen so viele Sprints, bis das Produkt entwickelt ist.
Welche Rollen gibt es bei Scrum?
🤝 Der Product Owner repräsentiert die Nutzer oder die Stakeholder des Produkts. Er/sie kennt die Kundenanforderungen und entscheidet, z.B. im Sprint Review Meeting, ob diese erfüllt sind.
🤝 Ein Scrum Master ist für den Scrum-Prozess verantwortlich. Als Moderator und Unterstützer des Projektteams hilft der Scrum Master dem Team bei methodischen Problemen und sorgt dafür, dass die Regeln des agilen Projektmanagements eingehalten werden. Sie/er räumt Hindernisse aus dem Weg, beschafft die notwendigen Ressourcen und fördert die gute Zusammenarbeit im Team. Außerdem ist er/sie Ansprechpartner/in für Außenstehende.
🤝 Ein Scrum-Team sollte zwischen fünf und zehn Teammitglieder umfassen. Gemeinsam bewältigen die Teammitglieder alle Aufgaben eigenverantwortlich. Im Team gibt es keine Hierarchie - jeder hat die gleichen Rechte und Pflichten, aber unterschiedliche Kompetenzen. Alle Fachgebiete, die zur Lösung beitragen, sollten vertreten sein. Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder aus eigenem Antrieb mitarbeiten.
Was ist der Nutzen von Scrum?
In Scrum werden die Produkte aus der Sicht des Kunden entwickelt, im Sinne davon, was dem Kunden den größten Nutzen bringt. Arbeitspakete, Arbeitsfortschritt und Prioritätensetzung sind klar und transparent. Die Flexibilität, auf Kundenfeedback oder Änderungen zu reagieren, ist bei der Arbeit mit Scrum viel höher als beispielsweise bei Waterfall.
Entscheidend für den Erfolg ist jedoch die Unterstützung des Scrum-Teams durch die Organisation - was für einige hierarchisch strukturierte Organisationen eine Herausforderung sein kann. Da Menschen es schätzen, ihre Arbeit selbst zu planen und Verantwortung zu übernehmen, wird dies durch Scrum gefördert und unterstützt. Durch die hohe Transparenz und die regelmäßigen Rückmeldungen wird die Sichtbarkeit insgesamt erhöht und die Kommunikation verbessert. Alles in allem also eine motivierende, lohnende und erfolgreiche Methode, ein Team zu organisieren, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entwickeln.
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